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Vertrauen

 

Der Fluss, der beide Ufer trennt,

Ist winterlich erstarrt

Und was man sonst die Strömung nennt,

Ist gläsern, kalt und hart.

 

Ich würde gern hinüber gehn.

Das andre Ufer lockt.

Doch Zweifel zwingen mich zum stehn,

Sodass mein Wille bockt.

 

Ich will so gern. Ich schaff es nicht.

Ich seh mich schon ertrinken,

Denn wenn das Eis am Ende bricht,

Dann kann ich nur noch sinken.

 

Doch wenn mein Wunsch nach Sicherheit

Am Ende überwiegt,

Dann komm ich sicher nicht sehr weit.

Der Zweifel hat gesiegt.

 

Der Zweifel an das dicke Eis –

Ob es mich wirklich hält.

Ob‘s trägt? Ob nicht? Ob’s bricht? Wer weiß

Wie dann der Würfel fällt.

 

Der Zweifel lähmt. Der Zweifel raubt

Die Aussicht auf Triumph.

Doch der, der wagt, vertraut und glaubt

Spielt Karten ohne Trumpf.


Der Glaube überquert die Flut,

Der Zweifel bleibt beim Schauen.

Ich schwanke zwischen Angst und Mut,

Verzweifeln und Vertrauen.


Ich bleibe stehen. Mir wird kalt.

Die Zeit, die bleibt nicht stehen.
Wenn ich’s nicht wage, werd‘ ich bald
Enttäuscht nach Hause gehen.


Jetzt spür ich eine warme Hand,
Ein Freund stellt sich zu mir.
„Auf, auf!“, lacht er „Ans andre Land!
Komm mit, ich helfe dir!


Ich seh dir an, dir fehlt die Kraft,
weil Zweifel in dir tobt.
Glaub mir: Auch andre haben‘s schon geschafft.
Das Eis ist schwer erprobt.“


Jetzt stapft er los. Und ich will mit.
Ob’s hält? Ob nicht? Wer weiß?
Ein Risiko. Der erste Schritt.
Ich setz den Fuß aufs Eis.

 

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