
Tauchgang
Auf den Philippinen, 1934.
Ein Mann wird vermisst.
Und bald ist
man fleißig
auf der Suche nach dem Vermissten,
Sucher schwärmen aus wie Bienen
und als heiße Hinweise dienen
Angaben über den Ort, wo man den Philippiner
zuletzt gesehen hat.
Doch dort können sie glatt
jede Hoffnung versenken,
an Rettung ist nicht zu denken,
denn dort ist der Mann abgetaucht.
Ins Meer.
Und aufgetaucht – nicht mehr.
Hat wohl notgedrungen
die Luft seiner zerfetzten Lungen aufgebraucht
und den letzten Atem
hat er atemleer ausgehaucht.
Was war geschehen?
Was hatte der Taucher gesehen?
Wir müssen die Zeit nicht zurückdrehen,
Müssen in der Zeit nicht zurückgehen,
um zu verstehen, was er im Wasser
gemacht hat.
Was ihn um den Atem gebracht hat.
Und wir ahnen, was er gedacht hat,
zuvor und zuletzt,
dann hat ihn was Schach-Matt gesetzt.
Und jetzt wollen wir was probieren.
Ich werde dir das Bild vor Augen führen,
werde dir illustrieren, wie man den
Mann fand. Und anhand dessen
was ich dir sage, bist du in der Lage
zu kapieren und zu wissen,
was vor seinem Tod passierte.
Ich kann dir garantieren:
Du wirst rekonstruieren, wie eins zum andern führte,
warum er seine Lippen nicht mehr nach oben führte
Nicht mehr Luft, nur noch Meer in seiner Lunge spürte.
Bereit?
Nach kurzer Zeit schreiben Journalisten
Man hätte den Vermissten
als bleiche Leiche aus einer Muschel befreit.
Als man den Mann entdeckte, steckte seine
Hand in diesem Muschel-Gigant.
Und es tut einem leid, wenn man hört,
man fand eine Perle.
Eine Perle hielt die weiche
Hand der Wasserleiche.
fest umschlossen.
Erst wollte er nicht, dann konnte er nicht:
sie dort liegen lassen.
Ich hab ziemlich verstört von diesem
Taucher gehört.
Und dieses Bild von der Perle in der
toten Hand… hat sich in mein Gehirn gebrannt.
Das Bild, das in meinem Kopf entstand,
hat mich völlig überrannt,
weil mein Verstand verstand,
dass die Story von der Perle und dem Mann
sich wieder wiederholen kann.
Und ich will den Blick auf etwas lenken,
das wird dich herausfordern, mitzudenken.
Denn wenn ich dir von dieser Geschichte berichte,
oder wenn ich die Story lese,
dann heißt meine These:
Auch wir sind Taucher. Du und ich.
Von der Dauer ist das Leben für mich
wie ein Tauchgang, mehr nicht.
Verglichen mit den unendlichen Jahren
die schon verstrichen sind und noch kommen.
Angenommen wir leben wunderbare 100 Jahre.
Dann ist das letztlich, nur ein Atemholen, leben,
Atem wieder geben.
Wir leben eben nicht ewig.
Aber, dass wir Taucher sind,
heißt, wir sind nicht dazu bestimmt,
blind die Hand in eine Muschel zu stecken
und dann für immer zu verrecken.
Das Wasser ist nicht unsre Welt.
Und wenn der letzte Vorhang fällt,
ist die Tiefsee nichts, was mich hält,
mein Körper schnellt nach oben,
nur raus aus diesem Element,
das mich im Moment noch von
meinem blauen Himmel trennt.
Denkst du noch immer mit?
Wir machen gedanklich noch einen Schritt.
Da ist nämlich noch ein Perlen-Problem.
Und ganz ehrlich –
das macht den Tauchgang erst richtig gefährlich.
Gott warnt uns in der Bibel davor:
Er sagt uns: „Stell dir vor,
du lebst dein Leben
für Dinge, die dir Befriedigung geben.
Die aber eben dein Leben nicht überdauern.
Dann siehst du Perlen, aber nicht die Muschel lauern.
Spaß, Karriere, Reisen, Geld,
wenn deine Hand umklammert hält,
was nur in diesem Leben zählt –
Glückwunsch, dann hast du Genuss,
dann lebst du paar Jahre im Überfluss.
Dann bist du aber genauso reich,
wie der Mann mit der Perle – nur so zum Vergleich.
Dann hast du dein Leben investiert,
in etwas, das mit dir enden wird.
Und das Traurigste:
Dann hältst du an etwas fest,
was dich nicht mehr nach oben lässt.
Gott warnt ganz vehement und benennt
das Problem, das eigentlich jeder kennt:
Wenn man sich nicht um Sauerstoff schert,
hat keine Perle einen Wert.
Und Gott erklärt was dem widerfährt,
der nicht auf seine Warnung hört:
Er kann die ganze Welt gewinnen.
Er wird sich über Perlen freuen,
aber die Seele in ihm drinnen,
wird beginnen nach Leben zu schreien.
Das alles wird ihn letztlich töten
und die Seele, die geht flöten.
Gott liebt dich und er will dich warnen.
Lass dich nicht von Dingen umgarnen,
die sich gern als Perlen tarnen, dich
aber vor allen Dingen ums Leben bringen.
Als Taucher liebe ich sehr das Meer.
Aber ich liebe das Leben eben mehr
als das Meer. Was kann mir das Meer schon
geben, es lässt mich ja doch nicht am Leben.
Nach Leben streben heißt, sich auf neuen
Atem zu freuen. Die Perle entbehren,
ihr den Rücken zu kehren
und dann nichts zu bereuen.
Vielleicht wirst du einwenden:
Dann werde ich mit leeren Händen enden.
Aber wie kann der mit leeren Händen enden,
der nicht enden wird?
Das tut nur die Leiche, die im Wasser krepiert.
Was hat dann das Tauchen für einen Sinn?
Was bleibt mir als Taucher als mein Gewinn?
Hör genau hin.
Was dir bleibt, ist mehr, als Perlen dir geben.
Und wer taucht und glaubt, der hat es schon:
Gott sagt: Ich bin Leben.
Und ich bin dein Lohn.
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