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Demut

 

 

Abraham hat ihn gebunden,
die Gefühle überwunden
und wie man Gott zu opfern pflegt,
den Sohn auf den Altar gelegt.
Seine Demut lässt nicht zu,
nichts zu tun, wenn Gott sagt: „Tu!“.
Er hebt gehorsam seine Klinge,
denn er glaubt, dass alle Dinge,
die Gott ihm befiehlt zu tun,
richtig sind. Die Augen ruhn
ein letztes Mal auf seinem Kind.
Seinem Herrn gehorcht er blind:
er würd auch seinen Sohn erstechen,
da befiehlt Gott abzubrechen!
„Leg die Hand nicht an den Jungen!“
Kaum ist dieser Satz verklungen,
wird Abraham von Gott geehrt,
so wie man es nicht zweimal hört:
„Ich will bei meinem Namen schwören,
dich für diese Tat zu ehren.
Ich will dich segnen, will dich mehren.
Die deiner Linie angehören,
die sollen wie am Meer der Sand
unzählbar sein. Und meine Hand
wird den Segen über dich
weiter tragen, indem ich
alle Völker dieser Erde
durch deinen Namen segnen werde.
Und dieser Bund soll ewig sein!“
Warum setzt sich Gott hier ein?
Weil Abraham gehorsam ist.
Weil Gehorsam Demut küsst. 

 

Mose wird nun attackiert.
Nun ist die Spannung eskaliert.
„Redet Gott denn nur durch dich?
Das ist doch mehr als lächerlich.“
Als wollten sie sein Werk ersticken,
fallen sie ihm in den Rücken,
untergraben voller Hohn
seine Führungsposition.
Sie, die eigenen Geschwister,
ziehen sämtliche Register,
sich, von Eifersucht entfacht,
was zu holen von der Macht.
Wo wir als Leser dann erwarten,
dass sich Mose diesen harten,
beleidigenden Worten jetzt
mit allen Mitteln widersetzt,
erzählt die Bibel davon nichts.
Mose schweigt. Und angesichts
dieses Schweigens kann man lesen:
Er ist so demütig gewesen,
wie sonst kein Mensch dieser Welt.
Da redet Gott. Beschützend stellt
er sich vor Mose, seinen Knecht
und weist die andern scharf zurecht
und ruft: „Wie könnt ihr’s wagen,
euren Bruder anzuklagen –
den erwählten Gottesmann?!“
Warum fängt Gott zu reden an?
Weil Mose hier am Schweigen ist.
Weil Schweigen hier die Demut küsst. 

 

Daniel hört das Angebot:
Ein Gewand in purpurrot,
eine Kette – feinstes Gold!
Und abgerundet wird sein Sold
mit dem dritten Rang im Reich:
Fast wär er dem König gleich.
Doch was wird von ihm verlangt?
Was den Auftrag anbelangt,
so ist es Daniel völlig klar,
dass nicht nur König Belschazzar,
vielmehr Gott von ihm verlangt,
die Schrift, die dort so mystisch prangt,
zu lesen, deuten, zu erklären.
Wen würde es denn da noch stören,
wenn er Amt, Gewand und Geld
dankbar annimmt und behält?
Es ist die Demut, die hier spricht,
wenn Daniel sagt: „Das will ich nicht.
Ich möchte keinen Ruhm erbeuten.
Die Schrift will ich dir dennoch deuten.“
Doch nach einer kurzen Zeit
belohnt Gott die Genügsamkeit.
Belschazzar ist nicht empört,
trotz der Botschaft, die er hört.
Daniel sagt ihm ins Gesicht,
dass sein Königreich zerbricht
und sagt dem König unbeirrt,
dass er bald ermordet wird.
Doch Gott gebraucht den schlechten König
und beschenkt den Mann nicht wenig:
Er befördert Daniel gleich
zum dritten Mann in diesem Reich.
Warum wird Daniel überschüttet
mit Ruhm, um den er nicht mal bittet?
Weil Daniel hier genügsam ist.
Genügsamkeit hier Demut küsst. 

 

Wer konnte  sich gehorsam beugen?
Wer schwieg vor seinen falschen Zeugen?
Wer suchte nicht die eigne Ehre?
Und wenn ich dessen Worte höre:
„Von Herzen demütig bin ich“,
dann erinnert Jesus mich
daran: Weil er gehorsam war,
reicht Gott mir seinen Segen dar.
Und weil er schwieg als Gottes Knecht,
spricht Gott mich im Gericht gerecht.
Und weil er nicht die Ehre suchte,
als Gott ihn da am Holz verfluchte,
hab ich jetzt Teil an seiner Ehre.
Ich weiß, dass ich jetzt ihm gehöre:
Seine Demut bändigt mich.
Und demütig erkenne ich,
dass Demut mich, den Sünder, küsst,
weil Jesus selbst die Demut ist. 

 

 

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Demut -
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