
Adventskonzert des Niedernberger Chors 2016 – Sprecherparts (Poetry)
Kommentar 1 – Erwartung
Die Jahre vor Christus,
das wahre Advent,
sind die Jahre
der Erwartung – das Warten auf diesen Moment,
wenn der Retter kommt, den man Messias nennt,
Erwartung – das Hinfiebern auf diesen Moment,
wenn Gott sich zu seinen Verheißungen bekennt
und end-
lich erfüllt, wovon alle Propheten
im Alten Testament
reden.
Prophetien der Hoffnung, die jedes Kind Israels
innwendig hofft und auswendig kennt.
Und Israel sehnt sich nach dem Erlöser,
dem Friedefürst, dem Tröster,
dem Stürmestiller, Geheimnis-Enthüller,
dem Erwartungs-Erfüller,
der als Gottes Sohn mit Gottes Kraft
Unrecht verbannt und Ordnung schafft.
Auf göttliche Art gegen ungöttliche Entartung.
Ein ganzes Volk ist in Erwartung.
Der Messias konnte die Menschen in Erwartung halten.
Aber was erwartet die Menschen, die
den Messias in den Armen halten?
Was hat es für Maria bedeutet?
Die Begegnung mit Jesus – als ihrem Kind.
Wissend, dass die Händchen, die sie hält,
die Hände des Erlösers sind.
Und dass sie es wirklich erlebt,
wie in ihrem Arm der Retter schläft.
Und wie wird es für Joseph gewesen sein?
Nein, er war nicht der Vater, aber allein
der Gedanke, er solle
die Vaterrolle
für dieses Kind übernehmen!
Dieses Kind, dessen Leben
seinem ganze Volk und der Welt Leben
geben sollte, wie es sein Vater im Himmel wollte.
Menschen erwarteten das verheißene Kind.
Aber was erwartete die Menschen,
die diesem Kind
begegnet sind?
Kommentar 2 – Licht
Gott lässt sich zu uns herunter
und die Welt erfährt ihr größtes Wunder.
Doch so wunderbar es auch war:
Der große Retter war gekommen –
aber das Wunder wurde kaum wahrgenommen.
Völlig eingenommen
von frommen Phrasen und Lebensdichtungen,
eigenen Sorgen und Verrichtungen,
unterwegs in alle Richtungen
eigener Vorstellungen und Verpflichtungen
war der Welt bis zum Schluss
nicht bewusst,
dass Jesus Christus
ihr größtes Wunder war.
Das Licht, das sie offenbar
so dringend nötig hatte.
Johannes 1 Vers 5: Das Licht
scheint in der Finsternis
und die Finsternis
hat‘s nicht ergriffen.
So in eigenen Problemen verrannt,
haben die Menschen nicht erkannt,
worin das brennende Problem bestand.
Dass das Böse, das wir kennen,
das, was wir Finsternis nennen,
das was uns von Anfang an und innen her zerstörte,
doch daher rührte,
dass die Menschheit dem Licht den Rücken kehrte.
Und je weiter sie sich von Gott entfernte,
desto dunkler und kälter wurde es.
Doch Gott lässt
unsre Not und Kälte nicht kalt.
Er bleibt
nicht regungslos angesichts
der Welt, die von seinem Angesicht
in die Hoffnungslosigkeit fällt
und Gottesferne treibt.
Und Weihnachten beschreibt,
wie er sich selbst zu uns hinunterneigt,
selbst zu uns heruntersteigt,
den Ausweg aus dem Dunkel zeigt,
das Dunkel zerreißt,
wie es in der Geschichte von den Hirten heißt:
Plötzlich umleuchtet sie großes Licht.
Und an diesem Tag bekommen sie nicht
nur den Engel, sondern das Licht
höchstpersönlich zu Gesicht.
Jesus, gekommen, um uns zu begegnen.
Um uns durch seine Begegnung zu segnen.
Die Hirten erleben
es und werden froh.
Der Herr bleibt nicht fern, so loben wir den Herrn.
Benedicamus Domino!
Kommentar 3 – Begegnung
„Das alte Lied von Frieden und Freude…“
„Ungefähr 2000 Jahre alt.
Die Engel haben es angestimmt.“
„Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden.“
„Die Uraufführung. An dem Tag,
als das Licht der Welt
das Licht der Welt erblickte.“
„Aber wenn Gottes Sohn als Licht der Welt
das Böse bekämpft und das Leben erhellt
und wenn man sich vorstellt,
dass er sich uns als Retter vorstellt,
und dann überlegt, was jeden Tag vorfällt,
wie das Schaurige in den Nachrichten brodelt
und die Gesellschaft wie im Dunkel taumelt und torkelt –
würde man nicht vom dem Helden, dem Starken
etwas mehr – Ergebnis erwarten?“
„Erwarten, mag sein. Aber lass uns bei dem Gedanken starten,
dass auch das Volk, das ihn erwartet hatte,
etwas völlig anderes erwartet hatte.
Auch sie hofften auf das Ende von Kriegen,
auf soziale Gerechtigkeit, politischen Frieden,
auf einen König, der die Knechtschaft knechtet,
mit einer Ankunft im Stall hatten sie nicht gerechnet.
An so einen Jesus hatten sie nicht gedacht.
Aber das macht deutlich, dass er in seiner Macht
nicht menschliche Erwartungen erfüllt.
Sondern er enthüllt, was die Welt
noch dringender braucht, als das, was sie meint.
Oder das, was sie zu brauchen scheint.
Und es scheint,
als wären Gottes Herz und unseres in diesem Punkt vereint,
in diesem einen
Wunsch ganz ähnlich:
Wir und er sehnen uns sehnlich
nach einer Begegnung. Ganz persönlich.
Ganz ungewöhnlich persönlich.
So begegnet Gott als kleines Kind
ein paar verwirrten Hirten.
Ein paar weisen Greisen.
Aber diese Begegnung
setzt in ihnen etwas in Bewegung.
Und die Freude, die sich am Licht entzündet,
mündet in einem Lob, das keine Grenzen findet.
Und es ist wahr,
dass jeder, der ihn sah,
nicht mehr der war,
der er war.
Denn er war Jesus selbst begegnet.
Und darf im eigenen Leben erleben,
welchen Segen
er eben denen geben
will, die sich nach jenem
Begegnen sehnen.
Dafür kam Jesus. Genau dafür.
Er sucht die Gemeinschaft.
Mit dir und mir.“
„Und das Lied von den Engeln von Frieden auf Erden…?“
„…wird in einer Begegnung mit Jesus erlebbar werden.
Es ist nicht weltfremd,
solange Gottes Licht für die Welt brennt.
Geltend, solange die Sonne die Erde erhellt.
Nämlich Jesus, das Licht dieser Welt.“
Kommentar 4 – Glauben
Auf ihrer Reise zum neuen König
folgten die Weisen einer ungewöhnlich
hellen Himmelserscheinung.
Diese Erscheinung leitete sie,
der Schein des Sterns begleitete sie
und letztendlich bereitete sie
die Begegnung mit Jesus Christus vor.
Jesus begegnen –
Wie kann das gehen?
Wie kann das geschehen
in einer Zeit, in der wir weder ihn
noch seinen Stern am Himmel stehen
sehen?
Dort, wo wir auf handfeste Beweise bestehen,
drehen
wir uns im Kreis,
weil die Bibel darauf verweist,
dass der Weg zur Begegnung
heute ‚Glaube‘ heißt.
Aber was heißt das – ‚Glauben‘?
Heißt das nicht letztlich,
ich versetz mich
in Gottes Abhängigkeit,
mach mich argumentativ verletzlich,
denn letztlich
bleibt die Frage: Ist das alles verlässlich?
Dinge wie Sterne sehe und mess‘ ich,
aber beim Glauben verlässt mich
meine als verlässlich
geglaubte Sicherheit.
Andererseits schätz ich,
ich überschätz mich,
wenn ich glaube, dass nur, was ich sehe
und messe sicher ist und sicher bleibt.
Gibt Glaube Sicherheit?
Auch dann, wenn mit Sicherheit
für meine Wenigkeit
ein Sternenmeer von offenen Fragen bleibt?
Wird Glaube in einer Begegnung mit Jesus münden?
Ich möchte mich an sein Versprechen binden:
Jesus sagte: Wer mich sucht, der wird mich finden.
Kommentar 5 – Jesus begegnen, Jesus sehen
Wie viel wären wir bereit zu geben,
um Jesus persönlich zu begegnen?
Wie viel wären wir bereit zu geben,
um das, wovon wir singen und reden
live zu erleben?
Stellt euch vor,
unser Ohr
würde nicht mehr diesen Chor
mit Sopran, Alt, Bässen und Tenören
hören.
Stellt euch vor,
uns betören
die himmlischen Stimmen
von Engels-Chören.
„Ehre sei Gott in den Höhen
und Friede auf Erden!“
Und wir wären
mit dabei!
Würden mit den Hirten
laufen, knien, zittern
mit unsren erdigen Fingern
es kaum wagen,
über die verschmierten Haare
des Neugeborenen zu fahren.
Und wir würden staunend ahnen,
was der Allmächtige bereit war zu geben,
um uns Menschen zu begegnen.
Um unter uns als Mensch zu leben.
Und stellt euch dann vor,
wir begegnen
Jesus auf den staubigen Wegen,
erleben, wie seine Hände Kinder segnen,
sich heilend auf die blinden Augen legen,
Lahme aus dem Staub erheben,
erleben, wie seine Füße auf dem Wasser laufend schweben.
Sehen begeistert, wie böse Geister vor ihm taumelnd beben.
Und verstehen: Er will mit dir und mir Kontakt aufbaun und pflegen.
Und wir hängen an seinen Lippen,
und dann
schaut er uns an,
es treffen sich unsre Blicke,
als er sagt: Kommt her zu mir, die ihr
beladen seid, ich will euch erquicken.
Was für eine Begegnung, oder?
Weil wir in diesen Augenblicken
genau in Gottes Augen blicken.
Und ich sehe und verstehe:
Gott ruft mich! Gott sucht mich
mit dem Herzen eines Hirten
auf der Suche nach Verirrten.
Wie können wir Jesus begegnen?
Ich denke, ich sage nicht zu viel,
wenn ich sage: Hätte ich eine Zeitmaschine,
dann wäre ER mein erstes Ziel.
Und vielleicht stimmst du
mir mit der Zeitmaschine zu.
Du würdest diese Reise spannend finden,
aber aus völlig andern Gründen.
Vielleicht sagst du:
Die Stories, die in der Bibel stehen,
müsste ich mit eignen Augen sehen,
müsste so erfahren,
dass sie wahr
sind und historisch waren.
Müsste mit eigenen Augen
Jesus sehn und Wunder schauen,
denn einfach so kann ich nicht glauben.
Aber nun gibt es keine Zeitmaschine.
Und so schätzt du Jesus sehr,
aber eher
als Kulturgut und als Weihnachtsflair.
Aber er
ist so viel mehr.
Er ist das Zeichen, das Gott gibt,
um uns zu zeigen, dass er uns liebt.
Gott zeichnet im Messias ein Wesen,
aus dem wir göttliche Leidenschaft lesen.
Leidenschaft für Gemeinschaft,
die er dann durch Leiden schafft
und möglich macht.
Aber für eine Begegnung mit Gottes Liebe,
da hilft uns keine Zeitmaschine.
Denn, ob wir es wagen
und dem vertrauen, was seine Lippen sagen,
war damals wie an unserm Tage
eine reine Glaubensfrage.
Jesus sagte: Ich bin bei euch alle Tage
bis an das Ende der Welt.
Glaubst du das?
Trotz Zweifel und Fragen
Glauben zu wagen –
dazu bist du eingeladen.
Und ich weiß ja:
Gemeinschaft mit Gott ist nicht beweisbar.
Klar!
Aber wenn das, was er sagte wahr war,
heißt es, dass er dir immer nah war,
jeden Tag da war
und er ist auch heute nahbar
und für dich persönlich erfahrbar.
Und wenn du dich fragst, was dich erwartet,
darfst du wissen, dass ER dich erwartet.
Das ist das Beste, was dir begegnen kann,
denn er ist der beste, der dir begegnen kann.
Der dir vergeben kann,
dich segnen kann,
dich prägen kann,
dir geben kann,
weswegen man
dann irgendwann
gestehen kann:
mit IHM fing erst mein Leben an.
Und mit Begeisterung und Freuden
sind wir davon heute Zeugen.
Bezeugen den, den wir nicht sehen,
der mehr ist, als das, was wir verstehen,
mehr ist, als unsre Augen schauen
Unsichtbar, dem wir vertrauen.
Aber diese Zeit wird kommen,
sie wird kommen
und dann werden wir ihn sehen.
Er, der damals unser Licht war,
wird dann für unsre Augen sichtbar,
heller und klarer als tausend Lichter.
Sehen den, der sprach: Es werde Licht
von Angesicht zu Angesicht.
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